Interessantes

Wie versprochen kommen hier die Ergebnisse der Untersuchung, die wir zusammen mit Kim, unserer letzten Praktikantin, gemacht haben. Kim hat in der ersten Woche untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen der Qualität des Kommandos und der Ausführung des Hundes gibt. Dazu hat sie sich bei jeder Übung einen anderen Hund ausgesucht und bewertet, ob das Kommando vom Besitzer laut, leise oder mittel gegeben wurde. Außerdem hat sie einen Strich gemacht, für jede Wiederholung des Kommandos (z.B. „Sitz! Sitz! Atze, sitz!“ - Das wären dann 4.) und sie sollte auch darauf achten, ob als Kommando ein Wort benutzt wurde, dass der Trainer empfohlen hatten oder eine Eigenkreation. (Z.B. sagen manche gerne „Hier!“ statt „Fuß!“) Dann hat sie die Qualität der Übung bewertet, also entweder hat der Hund die Übung ganz gut gemacht oder er hat sie nicht so gut (sprich also: schlecht) gemacht oder aber, er hat sie gar nicht gemacht. Anschließend hat sie sich einen anderen Hund ausgewählt und bei der nächsten Übung dessen Kommando bewertet. Natürlich hat sie dabei nicht notiert, welche Übung das war oder welcher Hund. Schließlich wollen wir keinen Ärger mit dem Datenschutz haben. (Und wir arbeiten auch nicht für die NSA.)

Kommen wir zu den Resultaten. Kim hat auf diese Weise 331 Übungen bewertet. Davon wurden 206 gut ausgeführt, 110 waren eher schlecht und 15 Mal hatte der Hund die Übung letztendlich gar nicht gemacht. Das ist eine Erfolgsquote von 62% (blaue Fläche im Diagramm), wenn wir mal von dem Anspruch ausgehen, dass wir als Hundeschule möchten, dass die Hunde alle Kommandos gut ausführen. Die Erwartungen lagen eigentlich ein bisschen höher. Aber wir sollten vielleicht nicht vergessen, dass in einer Hundeschule ja meistens noch gelernt wird.

Und außerdem gab es auch einen deutlichen Unterschied zwischen den Welpen- bzw. Junghundekursen und den Kursen für erwachsene Hunde. Bei den Hunden im Alter über einem Jahr, lag der Prozentsatz der guten Übungen bei fast 70% und es wurden nur bei 1% die Übungen vom Hund gar nicht ausgeführt. Bei den Hunden unter einem Jahr dagegen hatten wir eine Quote von nur 54% guten Übungen und 8% gar nicht gezeigten Ausführungen. Daran erkennt man, dass die jungen Hunde natürlich noch viel mehr zu lernen haben, als die Älteren.

Betrachten wir nun die Unterschiede zwischen laut und leise gesprochenen Kommandos. Dabei zeigte sich, dass beinahe genauso viele Kunden laute wie mittellaute Kommandos benutzt hatten, nämlich jeweils um die 44%. Aber nur 13% der Leute benutzten sehr leise Kommandos. Das Ergebnis zeigt allerdings, dass die besten Resultate bei den mittellauten Kommandos heraus kamen, nämlich 65% der Übungen waren gut. Bei den lauten Kommandos waren es nur 60% und bei den leisen sogar nur 57%.

Allerdings fällt der Unterschied nicht so gravierend aus, dass man da schon von einem deutlichen (in der Wissenschaftssprache „signifikanten“) Ergebnis sprechen könnte. Denn grob liegen alle Resultate um die 60% und wir haben keine wissenschaftliche Fehleranalyse durchgeführt. Mag sein, dass die Abweichungen nur zufällig sind oder auf Kims persönlichem Geschmack beruhen. Und man kann auch nicht einfach sagen: „Je lauter das Kommando, desto besser hört der Hund.“ Denn die mittellauten Kommandos hatten ja eigentlich die besten Erfolgschancen; wenn auch nur minimal. Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht noch ein Blick auf die Welpen und Junghunde. Da lag die Erfolgschance bei leisen Kommandos deutlich schlechter, nämlich bei nur 37%. (Das wäre signifikant!) Und das bedeutet, dass man zumindest sehr jungen Hunden, beim Lernen noch ein deutlicheres (am besten mittellautes) Kommando geben sollte, bis sie sich auf das jeweilige Herrchen oder Frauchen eingeschossen haben. Später kann man die Lautstärke dann reduzieren.

Anders sieht es bei der Fragestellung aus, ob es besser ist, dass Kommando einmal oder lieber öfter zu geben. Hier lag die Erfolgsquote bei 70% zu 29%. Also bei den nur einmalig ausgesprochenen Kommandos wurden die Übungen anschließend zu 70% gut ausgeführt und bei den mehrmals gegebenen Kommandos wurden die Übungen nur zu 29% gut ausgeführt.

Allerdings muss man wohl eher davon ausgehen, dass hier Ursache und Wirkung genau umgekehrt liegen. Wenn der Hund die Übung nämlich nicht oder nur ganz schlecht macht, fühlen sich viele Hundebesitzer genötigt, das Kommando einfach zu wiederholen. Wir als Trainer geben uns allerdings viel Mühe, den Hunden beizubringen, gleich auf das erste Kommando schon zu hören und diese Untersuchung gibt uns nun dahingehend auch recht. Denn die Wiederholung des Kommandos, bzw. das salvenartige Einreden auf den Hund, verbessert die Chancen nicht, eine gute Übung hinzubekommen. (Schlimmstes Beispiel, für ein Kommando, das tatsächlich einmal gegeben wurde, nur den Namen haben wir geändert: „Atze, komm, mach Sitz jetzt hier!“ – Unnötig zu erwähnen: Atze hat natürlich nicht „Sitz“ gemacht.) Lieber sollte man sich überlegen, wie man dem Hund beim nächsten Mal eine bessere Hilfestellung geben könnte und die Übung dann noch einmal von vorn beginnen.

Die dritte Erkenntnis erhalten wir aus dem Vergleich der wörtlich gegebenen Kommandos mit den selbst ausgesuchten Wortkreationen. Erfreulich war, dass die überwiegende Mehrheit auch tatsächlich die von uns empfohlenen Kommandos benutzt hat, nämlich 72%. Die Erfolgsquote lag dabei ebenfalls bei 72%. Hingegen lag bei denjenigen, die andere Worte für die Kommandos benutzten, die Erfolgsquote nur bei 38%.

Das ist ein sehr deutliches Ergebnis. Und der Erklärungsversuch hat damit zu tun, dass die meisten Kunden, die entgegen der Empfehlung der Trainer ganz eigene Kommandoworte verwenden, sich meistens selber gar nicht  im Klaren darüber sind, welches Kommando sie nun genau für die Übung verwenden wollen. Da wird beispielsweise munter zwischen „Komm!“, „Komm her!“ und „Hier her!“ gewechselt. Das macht es für den Hund nicht gerade einfacher. Außerdem werden die meisten eigenen Worte gar nicht dann verwendet, wenn die Leute sehr kreativ sind, sondern, dann, wenn sie nicht aufgepasst haben, welches Kommandowort gerade empfohlen wurde. Und die gleichen Leute passen natürlich auch nicht besonders gut auf, wenn es darum geht, wie man den Übungsablauf für den Hund verbessern kann. – Aber wie bereits erwähnt, betrifft das nur einen kleinen Prozentsatz unserer Kunden (nämlich 28%). Die meisten passen gut auf und hören zu.

Wir möchten an der Stelle auch noch einmal deutlich darauf hinweisen, dass wir nach wie vor niemanden dazu zwingen, die im Hundesport vorgegebenen Kommandos zu benutzen. Aber die Statistik legt doch nahe, dass man es besser versuchen sollte.

So, das waren die Ergebnisse aus der ersten Woche. Aber Kim war ja noch ein paar Tage in der zweiten Woche da. Und in dieser Zeit haben wir die Fragestellung ein wenig verändert. Dieses Mal wollten wir untersuchen, ob die Tonhöhe des gesprochenen Kommandos Auswirkungen auf die Erfolgschancen für einen guten Übungsabschluss haben. Also wurden die Kommandos nun nach Hoch, Tief oder Mittel unterschieden. Dafür hat Kim 162 Übungen beobachtet. Um wissenschaftliche, belastbare Ergebnisse zu bekommen, hätte man vermutlich Tausend solcher Übungen auswerten müssen. Aber ein Trend zeichnete sich auch hier schon ab. Doch vor den Resultaten noch ein interessantes Phänomen. In dieser zweiten Woche waren plötzlich 78% der gesamten Übungen gut ausgeführt worden. Zur Erinnerung: In der ersten Woche waren es nur 62%.  Das freut uns natürlich. Und es zeigt, dass es manchmal auch richtig gut flutscht. Solche Stunden machen uns als Trainer natürlich besonders viel Spaß.

Zum Ergebnis. Die mit tiefer Stimme ausgesprochenen Kommandos lagen mit 87% Erfolgsquote leicht in Führung. Gefolgt wurden sie von den in mittlerer Tonlage ausgesprochenen Kommandos. Hier lag die Erfolgsquote bei 81%. (Wieder nicht besonders signifikant.) Aber dann kamen mit nur 52% an guten Übungen die Kommandos mit hoher Stimmlage. Und das ist schon ziemlich eindeutig. Scheinbar nehmen die Hunde Befehle mit piepsiger Stimme nicht so ernst.

Erklären ließe sich das vermutlich damit, dass die Hunde selbst auch nur hohe Geräusche von sich geben, wenn sie winseln oder völlig aus dem Häuschen sind, keine gute Voraussetzung, sich damit bei anderen durchzusetzen.

Übrigens wurden in der zweiten Woche die Ergebnisse der anderen Untersuchung noch einmal bestätigt. 82% gute Ergebnisse wenn die richtigen Kommandowörter benutzt wurden gegen 47% bei den Eigenkreationen und 80% gute Übungen für die einmalig benutzten Kommandos gegen nur 33% Erfolgsquote bei den mehrmaligen Kommandos.

 

Zusammenfassung:

  • Ob die Kommandos laut oder leise gesprochen werden, macht nicht so sehr den Unterschied aus. Die ganz leisen Worte waren allerdings am ungünstigsten. Zumindest bei den sehr jungen Hunden. Bei den älteren Hunden spielte es wirklich kaum noch eine Rolle.
  • Die hoch ausgesprochenen Kommandos haben sich als nicht so erfolgversprechend herausgestellt. Hier sollte man lieber eine tiefe oder zumindest mittlere Tonlage versuchen.
  • Obwohl wir selbst ausgedachte Kommandos nicht verbieten, hat sich doch gezeigt, dass die gängigen Unterordnungskommandos erfolgreicher waren.
  • Ein Kommando mehrmals zu geben, ist keine gute Lösung. Lieber die Übung aufgeben und noch einmal neu und mit besserer Hilfestellung ansetzen.

Wir danken Kim für diese Erkenntnisse und wünschen ihr viel Erfolg bei ihrem späteren Studium der Tiermedizin.